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Ja, das ist unverkennbar Latein, und was es mit diesem Spruch auf sich hat, werde ich auch noch klären, aber darum geht es hier nur am Rande...
Genau genommen geht es hier nämlich um die lateinische Schrift, welche hier eine Ergänzung zur Wiegel Kurrent darstellt und hinsichtlich Buchstaben-Verbindungen und Strichstärken zu dieser Schrift passt. Damals, als noch täglich in deutscher Kurrent-Schrift geschrieben wurde, hat man Fremdworte nämlich in lateinischer Schrift eingefügt, genau wie in der Frakturschrift eben Antiqua verwendet wurde. So schrieb man alles was deutsch war eben in deutscher Kurrent, aber z.B. lateinisches eben in lateinischer Schrift..Und das haben so nicht nur die Knaben gemacht, die wie Knaben handeln.


Aber jetzt die Geschichte, welche für mich mit diesem Spruch verknüpft ist:


Diese Geschichte spielt in den späten 1970er Jahren, als es in Hamburg noch die Straßenbahn gab. Ich hatte damals gerade mein Maschinenbaustudium aufgenommen und wollte an diesem Tag ein Fachgeschäft für elektronische Bauteile an der Ecke Eppendorfer Weg / Falkenried aufsuchen, welches bekannt für sehr preisgünstige Restposten war - und bis heute ist, auch wenn es in die Hoheluft-Chaussee umgezogen ist. So wechselte ich am Hauptbahnhof in einen "Sambawagen" der Straßenbahnlinie 2, mit welcher ich nach Eppendorf fahren wollte. Ich nahm Platz auf dem Fenster- platz auf der linken Fahrzeugseite in der 3 Sitz- reihe. Vor mir waren 2 Plätze, welche entgegen der Fahrtrichtung montiert waren. Auf dem Rathaus- markt nahm ein älterer Herr, der nur mühevoll in den Wagen gestiegen war, vor mir Platz:

"Peter?" - der Herr scheint mich zu kennen - "Mensch, Peter, dass ist aber schön! Wie geht es dir?" (Hmm? Ich konnte mich nicht erinnern, wer dieser freundliche "Opa" war) "Danke gut..." "Du Peter, zeichnest du immer noch so viel, wie damals? (Hmm, der scheint mich tatsächlich zu kennen, in meiner Schulzeit zeichnete ich eigentlich zu jeder Gelegenheit.) "Nun, jetzt sind es mehr technische Zeichnungen, ich studiere Maschinenbau" "Oh, dass du einmal was Technisches machst, hatte ich mir schon fast gedacht. Wie geht es deiner Mutter, hat sie ihren Laden noch?" "Nein, den musste sie kürzlich aufgeben." "Ach ja, sie klagte ja schon damals über Probleme mit ihren Gelenken, Sie hatte es ja nicht leicht, nachdem dein Vater so früh verstarb..." - So ging das Gespräch weiter, während sie Straßenbahn auf den Jungfernstieg einbog. Alles, was er mich fragte, passte total auf mein Leben und alle meine Antworten wurden mit weiteren, treffenden Details beantwortet - es war nahezu sicher, der Typ musste mich kennen - aber wer war er??? Schließlich dachte ich mir, frag doch einfach, es ist ja keine Schande, wenn man jemand nach Jahren nicht mehr erkennt, besonders in seinem alter. "Entschuldigen Sie, aber irgendwie komme ich jetzt nicht dahinter, wo ich sie hinstrecken soll. Sicher, Sie sind einer meiner Lehrer, aber welches Fach haben sie damals unterrichtet?" "Ach ja, ich bin alt geworden, du erkennst mich nicht mehr, ich war doch dein Lateinlehrer!"

Ups! Das war eine Überraschung! Denn, dass es in der "Volksschule" das Fach Latein gab, hatte ich wohl übersehen - und ein altsprachliches Gymnasium hatte ich nie von innen gesehen, also konnte das wohl keiner meiner Lehrer gewesen sein. Verdammt, dieser Herr war so aufgeblüht, in der Hoffnung endlich einmal einen seiner Schüler zu treffen. Wie kam ich da wieder heraus? Und vor allem: Enttäuschen wollte ich diesen Mann auch nicht. Also kramte ich im Gedächtnis nach dem einzigen lateinischen Zitat, das mir damals mein Kinder- arzt, der noch lange unser Hausarzt war und auch meine nicht versicherte Mutter behandelte, beigebracht hatte: "Sunt pueri pueri pueri puerilia traktant!" (der Spruch passte auch, denn es war gerade die Zeit des "Zauberwürfel" und der Altlehrer war, obwohl er sich mit mir unterhielt, die ganze Zeit auf die Lösung dieses Wunderdinges konzentriert). In diesem Moment warf er den Würfel schwungvoll in seine Aktentasche, klatschte mit der Handfläche auf seine Schenkel und sagte: "Verdammt, du hast ja so recht! Es ist ungehörig, sich zu unterhalten und kindische Spiele zu spielen. Aber das hast du dir doch gemerkt. Hab ich es dir doch jedes Mal gesagt, wenn du während ich unterrichtete, wieder einmal mit deinen Zeichnungen beschäftigt warst. - Oh, wir sind ja schon am Dammtorbahnhof, Ich muss jetzt leider in die S-Bahn umsteigen. Ich werde meiner Frau von dir erzählen. Grüße auch deine Mutter von mir!" "Ja, werde ich tun, es hat mir richtig Spaß gemacht, mich mit Ihnen zu unterhalten!" (was auch wieder nicht gelogen war, denn sicherlich hätte ich diesen Menschen gerne als Lehrer gehabt) "Ja, mir hat es auch viel Freude gemacht, auf Wiedersehen Peter!" Deutlich schwungvoller und auch deutlich jünger erscheinend verließ er die Straßenbahn. Die Frau, welche neben ihm - und auch mir gegenüber gesessen hatte sagte: "Das ist aber schön, haben Sie ihren alten Lehrer getroffen" "Ja," sagte ich, "Aber die Sache hat einen Haken: Ich hatte im Leben niemals Lateinunterricht!" Sie schaute mich nur ungläubig und ziemlich verwirrt an. Auch meine Mutter wunderte sich nicht wenig, als ich ihr berichtete, das ich "meinen Lateinlehrer" getroffen hätte und sie herzlich grüßen soll...

Und das war, ich schwöre, eine wahre Geschichte. Ich hätte gern diesen Peter kennen gelernt, der mir so ähnlich sein muss...
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